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Coffee & Music

Letzte Woche habe ich meine Diplomarbeit fertig geschrieben. Es gab kein Feuerwerk. Ich habe eine Arbeit erledigt, die von mir verlangt wurde. Wer hat sie verlangt? Habe ich mich nicht selbst vor ein paar Jahren für das Studium entschieden? (Und immer wieder gekämpft, mich durchgerungen, überredet, mich seelisch weiter geprügelt?) Es ist ein unsichtbarer Gegner, den ich besiegt habe. Es gab keine Toten, keine blutverschmierten Hände – nichts. Ich habe das Studium eigentlich und irgendwie für mich gemacht, für mich abgeschlossen – aber vielmehr für den verschwommenen Gedanken im Hinterkopf: Erwartungen der anderen an mich.

In einer Zeit, in welcher ein Studienabschluss kaum etwas zählt, außer, er wurde in einem nicht-geisteswissenschaftlichen Fach erworben – aber selbst da ist (außer den Überstunden) nichts sicher. Die Geisteswissenschaft, jene Disziplin, die das Denken, das Hinterfragen des Unmöglichen lehrt, ermöglicht, fordert, jene Disziplin also, die von ihrem Prinzip her die Möglichkeit bietet, eine Veränderung der Welt, in der wir leben zumindest anzudenken, die ohne Zweifel auch für luftleere Gedankengebäude bekannt und zu Recht kritisiert ist – ist in den Augen der aktuellen wirtschaftlichen und deshalb auch politischen Tendenz eine sinnentleerte, weil unwirtschaftliche, Randerscheinung.

Bis zu einem gewissen Zeitpunkt habe ich für meine Professoren [sic!] studiert - bis ich mich weigerte, unhinterfragte Autoritäten zu lesen oder anzuerkennen. Ich habe für meine Eltern, insbesondere für meinen Vater studiert, der nie von mir verlangt hatte, zu studieren, geschweige denn, das Studium abzuschließen. Ich habe für meine Zukunft studiert, für die Gesellschaft – für diese drei Buchstaben vor dem Namen, die nichts versprechen, aber die Hoffnung auf einen Arbeitsplatz lebendig lassen.

Kurz gesagt: Der Abschluss schadet nicht, aber bringen tut er auch nicht viel und ich hätte das Studium wahrscheinlich genauso gut lassen können.

Lieber hätte ich Musik gemacht.

Ich habe Musik gemacht.

Sie in mir und in meinem Leben aber immer klein gehalten – dieses vermeintlich seriösen, sicheren Weges wegen.

Leute, ich sag euch was: Macht – so gut und so oft ihr könnt – Dinge für euch selbst. Man hat nur ein Leben. Und die Welt ist zu ungerecht, zu diffus, zu unsicher, um sein Leben unhinterfragten oder unsichtbaren, vermeintlichen Autoritäten zu schenken (Staat, Gesellschaft, Wissenschaft, Professoren, Eltern).

Die Serie 4songs im Barprojekt hat gezeigt, dass es großen Bedarf an einem Raum gibt, in welchem unausgereifte Herzensangelegenheiten – im konkreten Fall Musik – präsentiert werden können. Vier MusikerInnen hatten an einem Abend im Monat die Möglichkeit, jeweils vier Lieder zu spielen und man musste sich früh genug anmelden, um einen Platz zu ergattern, denn musikalische Herzensangelegenheiten gab es viele. Das Barprojekt gibt es nicht mehr und mit ihm sind auch die 4songs von uns gegangen.

Seit 12. Oktober gibt es in Graz jedoch jeden Freitagnachmittag das Open Mic im Café Parks.

Du kannst vier Lieder? Großartig - spiel sie vor Publikum!“

Das ist das, was Angelina aus Montreal mitbringt. Aus einer Bar, in welcher MusikerInnen jeden Abend eine Stunde lang die Möglichkeit haben, ihre Musik zu spielen. Diese Erfahrung Angelinas, das Konzept und das Wohlwollen der Mitmenschen einem (auch wenn noch in Kinderschuhen befindlichen) Können oder einem Traum gegenüber, stehen im Gegensatz zu unserer (österreichischen – mitteleuropäischen?) Mentalität. Wir müssen jemand, die/der einen Traum hegt, erst einmal erklären, weshalb das so sicher nicht geht, gefährlich ist, scheitern muss – und überhaupt. Zu unserem Umfeld, in welchem man tendenziell lange Zeit im stillen Kämmerlein werkelt, bevor man sich an die Öffentlichkeit traut (oder die Sachen doch lieber in der Schublade lässt).

Im Vergleich zu Jam-Sessions, wie etwa im SUB, im Niesenberger, in der Brücke, oder diversen von JazzerInnen gegründeten Jam-Sessions (Office, Traminer Weinstube, Café Alpha), die meist für JazzerInnen selbst gedacht sind, hat Coffee & Music den Vorteil, dass es wöchentlich stattfindet, bzw. für jederfrau/-mann offen ist und man seine eigene Musik spielt, so, wie man sie im stillen Kämmerlein geübt hat. Wobei Jams in oben genannten Lokalen ohne Zweifel eine gute Möglichkeit bieten, sich auszuprobieren und potentielle Mitglieder für seine (potentielle) Band zu finden.

Eine ähnliche und gute Sache – und trotzdem ein wenig anders als Coffee &Music ist übrigens auch das Open Stage, das jeden Donnerstag im Explosiv stattfindet. Das Explosiv bietet jungen Bands eine Auftrittsmöglichkeit. Allerdings hat man da etwa als leidenschaftliche Dudelsackspielerin oder Hobby-Melodica-Spieler, der sechseinhalb Stücke spielen kann, wieder keine Chance. Für Coffee & Music gibt es kein Casting, niemanden, der entscheidet, ob du spielen darfst und keine Vorgabe, wie lange du spielen musst, lediglich darfst – nämlich höchstens eine Stunde.

Coffee & Music findet jeden Freitag (außer feiertags) von 15 bis 19 Uhr im Café Parks, Zinzendorfgasse 4, statt. Anmeldung für einen einstündigen Slot unter parksmusic@gmail.com



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[Kolumne/katerina cerna/06.11.2012]





    Kolumne/katerina cerna


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